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Antrag: Deutschoffensive für den Spracherwerb und die Sprachförderung

Im Zuge des Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie entfiel in der zweiten Hälfte des Schuljahres 2019/20 und im Großteil des Schuljahres 2020/21 der Vorkurs „Deutsch 240“ für Vorschulkinder. Dieser Vorkurs unterstützt beim Erlernen der deutschen Sprache. Ein teilweiser Wegfall dieses Kurses verschärft die Bildungsungerechtigkeiten, denen Kinder nicht-deutscher Muttersprache bzw. Kindern mit Förderbedarf beim Spracherwerb bereits im „Normalfall“ ausgesetzt sind, deutlich.

Zudem ist durch einen akuten Mangel an Lehrkräften im Grundschulbereich zu befürchten, dass auch bei Regelbetrieb im kommenden Schuljahr der Vorkurs nicht im gewohnten Umfang stattfinden bzw. nicht durch Lehrkräfte durchgeführt werden kann.

Es stehen Befürchtungen im Raum, dass der Vorkurs „Deutsch 240“ komplett ausgesetzt wird, da die Lehrer*innen-Stunden anderweitig verplant werden bzw. gar nicht vorhanden sind. Das Vorhaben, gerade bei den Schwächsten im Bildungssystem Einsparungen vorzunehmen, lehnen wir auf das Vehementeste ab.

Überlegungen, dass diese Kurse durch Erzieher*innen in den Kindertagesstätten durchgeführt werden, setzt eine umfassende Weiterbildungsoffensive und ausreichendes Personal voraus. Da gerade im Bereich der Erzieher*innen ebenfalls personelle Engpässe zu erwarten sind, scheint dieser Weg wenig erfolgversprechend. Dies auch, da zu erwarten ist, dass eine gewisse Anzahl von Kindern aufgrund des ausgefallenen Vorschulunterrichts den Einschulungskorridor nutzen werden und daher länger in den Kindertagesstätten verweilen werden, wodurch sich der Personalbedarf ebenfalls erhöhen wird.

Initiativen zum Spracherwerb wie Wi.L.D. und „Die Begleiter“ könnten ein kleiner Baustein einer Deutschinitiative sein, um Defizite ein stückweit auszugleichen. Allerdings ist der Umfang der Angebote kaum ausreichend, um allen Kindern, die hier Förderung brauchen abzudecken.

Wir beantragen daher:

  1. Der Oberbürgermeister und die Referentin für Bildung nutzen alle ihnen zur Verfügung stehenden Kanäle, um auf den Missstand der fehlenden Deutschförderung hinzuweisen, aufs Schärfste dagegen zu protestieren und eine Abwendung zu erzielen.
  2. Das Jugendamt entwickelt ein Weiterbildungskonzept für Erzieher*innen zur verstärkten Sprachförderung und stellt dar, wie es sich auf den städtischen Stellenplan im Bereich der Kindertagesstätten auswirkt, wenn die kompletten Stunden „Deutsch 240“ durch Personal in den Kindertagesstätten übernommen werden. Es sollen Lösungen aufgezeigt werden, wie bereits im Schuljahr 2021/22 der Vorkurs „Deutsch 240“ in gewohntem Umfang stattfinden kann.
  3. Initiativen wie Wi.L.D. und „Die Begleiter“ werden gestärkt, indem die Vergütung für Dozent*innen verbessert und eine Anwerbeoffensive für Ehrenamtliche gestartet wird. Wenn möglich sollen die Angebote dadurch ausgeweitet werden. Im Idealfall soll versucht werden, bereits in den Sommerferien 2021 zusätzliche Intensivkurse anzubieten.
  4. Von Seiten der VHS soll der zusätzliche Bedarf im Rahmen der Optimierten Lernförderung dargestellt werden und Personal- und Finanzressourcen für den Haushalt angemeldet werden. Zudem sollen von Seiten der VHS zusätzliche Intensiv-Kurse zum Deutscherwerb und zur -intensivierung angeboten werden.