Zum Inhalt springen

Bürgerentscheid Hindenburgstraße: SPD-Fraktion empfiehlt „Nein“

Beitrag aus dem Rathaustelegramm 05/2025

Am 29. Juni kommt es in Erlangen zum nächsten Bürgerentscheid. Dann soll darüber abgestimmt werden, ob „die Stadt Erlangen für das Gebiet, welches durch Bismarckstraße, Hindenburgstraße, Universitätsstraße und östliche Stadtmauerstraße begrenzt wird, alle zulässigen Mittel im eigenen Wirkungskreis einsetzt, um die noch vorhandene Wohnbebauung zu sichern und zu stärken, indem dort, wo bisher nur Wohnnutzung genehmigt wurde, auch in Zukunft nur Wohnnutzung zulässig sein soll“.

Hinter der komplizierten Frage versteckt sich ein zentrales Thema der Stadtentwicklung: Die Zukunft des Universitätsklinikums. Denn auf einem Teil der beschriebenen Fläche um die Glückstraße sieht die Masterplanung des Universitätsklinikums vor, medizinische und kliniknahe Angebote zu schaffen: Auf dem Gelände der heutigen Zahnklinik und des Gebäudes an der östlichen Stadtmauerstraße, in dem sich neben Verwaltungseinrichtungen des Klinikums noch einige Personalwohnungen befinden, sollen Orthopädie, Urologie und ein diagnostisches Laborzentrum angesiedelt werden. Südlich der Glückstraße ist ein Neubau für die Rechtsmedizin und die Physiologie geplant.

Diese Masterplanung des Universitätsklinikums hat der Stadtrat mit großer Mehrheit beschlossen – auch mit den Stimmen einiger, die nun beim Bürgerentscheid dazu aufrufen, gegen diese Planung zu stimmen. Allerdings: Kurzfristig stehen keine Entscheidungen an. Denn bevor die geplanten Neubauten um die Glückstraße entstehen, sind erst andere Bausteine notwendig: Die Zahnkliniken beispielsweise können erst umziehen – und damit ein Neubau dort entstehen –, wenn ihre künftige Heimat, das heutige Kopfklinikum, saniert ist. Und dieses wiederum kann erst saniert werden, wenn für dessen heutige Kliniken ein Ersatzneubau auf den heutigen Parkplatzflächen hinter der Herz-Jesu-Kirche entstanden ist. Bis es zu Baumaßnahmen um die Glückstraße kommt, vergehen also wahrscheinlich zwei Jahrzehnte – die Bindungsfrist des Entscheids ist dann schon lange abgelaufen.

Trotzdem hätte der Entscheid eine symbolische Bedeutung: Denn das Universitätsklinikum muss gerade beim Freistaat die Haushaltsmittel sichern, um die nächsten Schritte der Masterplanung umsetzen zu können. Ein Entscheid, der im Grunde einen Teil der Masterplanung ablehnt (unter dem hehren Ziel, Wohnnutzung sichern zu wollen) würde an die Staatsregierung das Signal senden, dass diese Entwicklung in der Stadt so nicht gewünscht ist. Damit könnten die Projekte zurückgestellt werden (zumal der Freistaat angekündigt hat, künftig bei Investitionen sparen zu müssen). Für eine moderne Universitätsmedizin in Erlangen und damit auch die hochwertige Versorgung von uns allen wäre das ein schwerer Rückschlag: Denn zahlreiche Klinikgebäude sind in die Jahre gekommen und für die Anforderungen moderner Medizin nur eingeschränkt geeignet.

Gleichzeitig ist das Universitätsklinikum der einzige größere Arbeitgeber in Erlangen, der in den letzten Jahren massiv in Personalwohnen investiert hat: An der Elisabethstraße und auf der alten Ziegelei in Spardorf sind Wohnheime entstanden, kurz vor Baubeginn steht ein weiteres in Büchenbach. Zusätzlich hat das Klinikum umfangreich Wohnungen für Beschäftigte angemietet. Auch wenn im Zuge der Masterplanung einige Wohnheimplätze wegfallen würden (die außerdem einer aufwändigen Sanierung bedürften): Im Saldo hätte das Klinikum immer noch massiv zusätzliche Wohnungen geschaffen.

In der Abwägung zwischen der Sicherung von Wohnungen, der das Universitätsklinikum eben mehr als gerecht wird, und der Weiterentwicklung der hochwertigen medizinischen Versorgung am Universitätsklinikum empfiehlt die SPD-Fraktion, beim Entscheid mit „Nein“ zu stimmen. Denn die Universitätsmedizin betreibt nicht nur vor Ort Spitzenmedizin und Sitzenforschung, es ist nicht nur Wirtschaftsfaktor, Innovationstreiber und zentraler Teil des Medical Valley: Es ist ganz konkret auch das Krankenhaus, das gemeinsam mit dem Waldkrankenhaus für uns Erlanger*innen die Versorgung bietet, wenn wir Krankenhausbehandlungen benötigen – vom gebrochenen Bein bis zur Krebstherapie. Und die soll auch künftig auf höchstem Niveau möglich sein.