In ihrer Berichterstattung zur vergangenen Stadtratssitzung über die Bürgerfragestunde zur Housing Area („Zählweise sorgt bei Mietern für Unmut“) haben die Erlanger Nachrichten die Diskussion leider nur verzerrt wiedergegeben. Den klarstellenden Leserbrief, den der zuständige Sprecher Philipp Dees für die Stadtratsfraktion verfasst hat, wollen die Erlanger Nachrichten nicht abdrucken, da nach ihrer Auffassung generell keine Leserbriefe von Stadtratsmitgliedern veröffentlicht werden. Um die Aussagen der Berichterstattung dennoch richtig zu stellen, veröffentlichen wir nachfolgend den Text des Leserbriefs.
Leider gibt der als „Meinung und Hintergrund“ betitelte Bericht der Erlanger Nachrichten die Diskussion im Stadtrat zum Thema „Housing Area“ nur verzerrt wieder. Dies gilt besonders für die Auswertung der Fragebögen der zweiten Mieter-Befragung, die die Gewobau – anders als suggeriert – immer transparent dargestellt hat.
Aus der Auswertung lassen sich zwei Fragen beantworten. Die erste betrifft die von den Mieterinnen und Mietern bevorzugte Variante bei insgesamt 5 Vorschlägen. Hier liegt die von einer Mieterinitiative erarbeitete Variante 5 mit 41,7 Prozent knapp vor der Variante 4 der Gewobau mit 39,6 Prozent.
Zweitens geht es aber auch um den Umfang der Nachverdichtung in der Housing Area. Hier ist der Ansatz der Gewobau methodisch korrekt, die Variante 5 mit einer Beschränkung der Nachverdichtung auf 90 Wohnungen gegen die Summe der Stimmen für die Gewobau-Varianten 1 – 4 zu stellen (58,3 Prozent). Diese sehen nämlich alle eine ähnlich hohe Zahl neuer Wohnungen vor (bis zu 450).
In der Abwägung zwischen den beiden Ergebnissen – ein Kopf-an-Kopf zwischen Variante 4 und 5 einerseits und andererseits die Bereitschaft einer klaren Mehrheit der Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer, eine umfangreichere Nachverdichtung zu akzeptieren – haben Geschäftsführung und Aufsichtsrat sich für die Variante 4 entschieden.
Diese Entscheidung ist nicht nur nachvollziehbar, sondern fast schon zwingend: In Erlangen fehlen in dramatischem Umfang Wohnungen, gerade im geförderten Bereich. Weit über 1.000 Haushalte stehen derzeit auf der Warteliste des Sozialamtes; auch die Liste der Gewobau ist lang, die Suchanfragen in Immobilienportalen sind fast unendlich. In der Housing Area kann ein Teil dieses Bedarfs gedeckt werden – aber eben nur ein Teil.
Deshalb ist die Aussage, die Schaffung neuer Wohnungen werde „allein auf dem Rücken der Bewohner in der Schenk- und Johann-Kalb-Straße aus[ge]tragen“ schlicht und einfach falsch. Überall in Erlangen werden Gewobau und Private – die die Stadt über eine Quote künftig zur Schaffung auch geförderter Wohnungen zwingt – in den kommenden Jahren zusätzliche Wohnungen schaffen. In Büchenbach werden die Neubau-Gebiete erheblich dichter bebaut als zuletzt. Im Quartier um die Hans-Geiger-Straße wird die GBW nachverdichten. Auch in vielen anderen Stadtteilen werden zusätzliche Wohnungen entstehen, wenn auch nicht auf einem so großen Gebiet wie der Housing Area, sondern in einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen aus Neubau, Anbau und Aufstockung. Dies alles gilt es zu berücksichtigen, wenn über die Housing Area diskutiert wird: Sie ist eben gerade nicht die einzige betroffene Region der Stadt.
Deshalb ist es falsch, wie die Erlanger Linke die Mieterinnen und Mieter der Housing Area gegen diejenigen auszuspielen, die so dringend eine Wohnung in Erlangen suchen, die sie auch bezahlen können. Ernst gemeinte Politik muss beide Interessen zu einem vernünftigen Ausgleich bringen, statt zwar in Wahlprogrammen mehr Wohnraum zu fordern, bei konkreten Maßnahmen dann aber möglichst viel verhindern zu wollen.
Und es gilt, zu guter Letzt: Nachverdichtung muss keine Verschlechterung der Lebensqualität bedeuten. Dies haben die Exkursionen von Stadtplanung und Stadtrat zu Nachverdichtungsprojekten in Nürnberg, Ingolstadt und München gezeigt, wo zahlreiche neue Wohnungen geschaffen wurden und die Mieterinnen und Mieter – auch die „alten“ – damit sehr zufrieden sind.
Dass es im Vorfeld von Nachverdichtungsmaßnahmen beispielsweise in München Proteste dagegen gab – worauf der Artikel verweist – ist natürlich auch korrekt. Es ist aber spannend zu sehen, dass die Befürchtungen und Ängste der Protestierenden eben nicht eingetreten sind, sondern vor allem bei Projekten kommunaler Gesellschaften für alle eine bessere Wohnqualität erreicht werden konnte, die von den Mieterinnen und Mietern gelobt wird. Ziel von Stadtspitze, Stadtrat und Gewobau ist, dass dies auch bei der Housing Area gelingt. Der eingeschlagene Weg, über einen „Runden Tisch“ mit den Mieterinnen und Mietern deren Vorschläge in die Planungen aufzunehmen, ist dafür der richtige Kurs.