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Kahlschlag in der Erlanger Festival-Kultur

Mit Empörung nahmen die Stadträte der SPD im Kulturausschuss die Entscheidung der CSU/FDP-Mehrheit zur Kenntnis, das Internationale Figurentheater Festival ab 2011 zu streichen. Weder das betroffene Kulturprojektbüro, noch der Kulturreferent oder andere Fraktionen waren informiert worden. Dieses handstreichartige Vorgehen offenbart entweder die Arroganz der Macht oder die Unfähigkeit zur zielgerichteten Diskussion!

Sinkende Steuereinnahmen der Städte, Belastungen aus dem „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ und die problematische Zuordnung zu den „freiwilligen Leistungen“ bringen Kultur in eine finanzielle Abwärtsspirale. Es kann nicht sein, dass die Stadt Erlangen ihr Figurentheater Festival aufgeben muss um Steuergeschenke an Hoteliers und Erben zu finanzieren! Der richtige Weg wäre hier der Einsatz des OB für den Ausgleich der finanziellen Belastung dort, wo er verursacht wurde: beim Bund und den Ländern!

Für eine finanziell marginale Wirkung (die „eingesparten“ Kosten entsprechen knapp 0,001% des städtischen Haushalts) wird ein „kultureller Leuchtturm“ und damit das künstlerisch innovativste Festival liquidiert. Seine internationale Bedeutung und führende Stellung in Deutschland, die kommunale Vernetzung in der Metropolregion und der ständig wachsende Zuschauerzuspruch – all dies spielt für CSU/FDP keine Rolle. München, Hamburg und Stuttgart können nun aus dem Schatten des „großen Bruders“ treten und Erlangen verliert eine weitere Chance, Leben und Kultur in der Stadt für ihre Bürger und Gäste zu bereichern.

Die Bemerkung, dass es sich „hier um die beste Lösung“ im Festivalbereich gehandelt habe, zeigt erschreckende Ignoranz: Zerstören als „beste Lösung“?

Trotz der Beteuerung des OB zwei Tage vorher in BR2, die Festivals mit eventuellen Einschnitten erhalten zu wollen, ist das Aus für das Figurentheater offensichtlich politisch so gewollt – andernfalls wären Gespräche mit den Festivalmachern im KPB die notwendige und sinnvolle Reaktion auf die finanziellen Probleme gewesen.

Hier wurde ein politisches Urteil gesprochen, nicht einmal die Forderungsliste der KGSt hatte solch weit reichende Maßnahmen empfohlen: Sogar in diesem rigiden Sparprogramm sollten die Festivals, wenn auch mit einer Standardabsenkung, bestehen bleiben! (Dort wurden für die Festivals Kürzungen von 125 T€ gefordert, mit der Liquidierung des Figurentheaterfestivals sind daraus 260 T€ geworden).

Fazit: Erlangen, ohnehin nicht reich an kulturellen Leuchttürmen, verliert mit dem Internationalen Figurentheater Festival ein seit 1979 die Stadt prägendes Ereignis. Der Städtetag klassifiziert Kultur zwar als hochwertigen Standortfaktor, in Erlangen aber wird Kultur immer marginaler – die vom OB wiederholt zitierte „Innovation durch die kreative Klasse“ wird zunehmend anderswo stattfinden. Künstlerische Qualität des Querdenkens ist hier offensichtlich nicht erwünscht.

Erlangen verarmt unter CSU/FDP rapide. Allein in den letzten 1 ½ Jahren sind drei wichtige Einrichtungen oder Projekte bedroht oder stehen vor dem Aus: das Naherholungsgebiet Dechsendorfer Weiher, das überregional wirksame Kulturprojekt Museumswinkel und jetzt das Internationale Figurentheater Festival. Gravierende kultur- und kommunalpolitische Entscheidungen, die Erlangen beschädigen, und zwar sowohl seinen Ruf als auch das Leben in der Stadt!