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Wir können den Herausforderungen der Zukunft optimistisch entgegensehen

Jahresschlussrede im Erlanger Stadtrat am 14.12.2023 – Dr. Philipp Dees

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleg*innen,
sehr geehrten Damen und Herren,

man kann eine Jahresabschlussrede für dieses Jahr 2023 nicht halten – auch wenn man sie in Erlangen und für Erlangen hält –, ohne auf die weltpolitische Situation einzugehen, auf das, was um uns herum passiert und mit seinen Folgen auf uns einstrahlt.

Da ist natürlich der 7. Oktober. Denn das, was an diesem Tag in Israel passiert ist: Das betrifft nicht nur Israel, sondern das betrifft auch uns hier in Erlangen. Und es fordert von uns, Stellung zu beziehen, Haltung zu zeigen.

Die Morde, Vergewaltigungen, Geiselnahmen, Verbrechen, die die Hamas und andere in Israel an diesem Tag begangen haben: Die sind nicht nur ein Anschlag auf Israelis. Sie sind in dem religiösen Fundamentalismus, in dem sie verübt wurden, auch ein Anschlag auf die Werte von offenen und freien Gesellschaften, wie wir sie auch hier bei uns vertreten. Sie folgen der gleichen Ideologie wie Al Quaida oder der Islamischen Staat. Und schon deshalb betreffen uns diese Anschläge unmittelbar. Und sie sind eines ganz sicher nicht: Befreiungskampf.

Die Anschläge betreffen uns hier in Erlangen aber auch deshalb unmittelbar, weil sie auch die Jüd*innen in unserer Stadt bis ins Mark getroffen haben. Weil Israel eben kein normaler Staat ist, sondern gegründet wurde aus den Erfahrungen jahrhundertelanger Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgungen heraus, die im Holocaust gipfelte. Der gegründet wurde aus dem Erleben, dass sich in Europa, in der Welt kein Staat fand, der bereit war, die in Deutschland und den von Deutschland dominierten Gebieten von der Ermordung bedrohten Jüd*innen aufzunehmen. Der Staat Israel ist das Sicherheitsversprechen für den Fall, dass etwas wie der Holocaust wieder passiert. Und deshalb ist ein Angriff auf Israel eben auch eine Bedrohung für alle Jüd*innen.

Vor diesem Hintergrund ist es noch unerträglicher, als es sowieso schon ist, dass sich seit dem 7. Oktober der Antisemitismus in unserem Land noch klarer und offensiver äußert. Dass es Jubelkundgebungen über die Anschläge der Hamas gegeben hat. Dass es Schmähschriften, Schmierereien, Beleidigungen und körperliche Attacken gibt. Dass Jüd*innen Angst haben, sich als Jüd*innen zu zeigen, ihren Glauben zu leben und auch nach außen zu tragen.

Dem müssen wir entschlossen entgegentreten. Durch Zeichen, wie die Solidaritätskundgebung in unserer Stadt kurz nach den Anschlägen oder erst diesen Sonntag das gemeinsame und öffentliche Feiern des Entzündens des Chanukkaleuchters. Mit den Mitteln, die das Strafrecht gegen Antisemitismus vorsieht. Aber vor allem, in dem wir alle immer dann, wenn uns Antisemitismus begegnet, wenn uns antisemitische Argumentationen begegnen, entschieden dagegen argumentieren, dass wir Aufklärung und den Kampf gegen Antisemitismus zu einem zentralen Inhalt aller Bildung machen.

Und das stärkste Zeichen, dass wir in Erlangen setzen können, ist der Neubau des jüdischen Gemeindezentrums. Wenn es uns gelingt, jüdische Religionsausübung mehr zu uns ins Zentrum zu holen und damit auch sichtbarer zu machen. Ich bin froh, dass wir dieses Jahr dabei vorangekommen sind – und ich hoffe, dass wir uns schnell auf den Weg zur Realisierung machen können. Und ich hoffe, dass wir den Tag erleben, an dem dieses Zentrum nicht mehr bewacht werden muss, an dem Jüd*innen ihre Religion frei und ohne Bedrohung ausleben können.

Dem Kampf gegen Antisemitismus dienen aber die nicht, die ihn vor allem als Instrument für ihre Kampagnen gegen Muslim*innen, gegen Migrant*innen einsetzen.

Ja: Unter Muslim*innen, unter Migrant*innen gibt es Antisemitismus. Und die Zahlen, die es gibt, zeigen: Er ist in diesen Gruppen stärker verbreitet als im Durchschnitt der Bevölkerung. Aber die Zahlen zeigen auch: Wie die weit überwiegende Mehrzahl aller Menschen in Deutschland lehnt auch die deutliche Mehrheit der Migrant*innen und die die deutliche Mehrheit der Muslim*innen Antisemitismus ab.

Das unterstreicht hier vor Ort die gemeinsame Erklärung der jüdischen und der muslimischen Gemeinden, des Ausländer- und Integrationsbeirats und des Oberbürgermeisters. Ich möchte mich hier bei allen bedanken, die dieses Zeichen möglich gemacht haben.

Auch die Bilder aus Gaza bedrücken. Und auch was dort geschieht trifft Menschen in unserer Stadt unmittelbar. Weil sie von dort zu uns gekommen sind, weil sie Verwandte und Bekannte dort haben, um deren Leben sie bangen – oder die sie in diesem Krieg verloren haben. Auch diese Sorge, diese Trauer muss sich äußern können. Das ist manchmal ein schmaler Grat, eine dünne Trennlinie zum Antisemitismus. Aber man kann Entsetzen, Angst und Trauer auch über die Situation in Gaza Ausdruck verleihen, ohne aus den Augen zu verlieren: Die Verantwortung für das, was passiert, für die Toten und Verletzten im Gaza-Streifen, die trägt in erster Linie die Hamas. Und sie hat es in der Hand, diesen Krieg schnell zu beenden: Indem sie die Geiseln freilässt, den Gazastreifen verlässt.

Auch ein anderes weltpolitisches Ereignis bewegt uns nach wie vor: In Europa herrscht Krieg. Die Ukraine muss sich weiterhin gegen die Aggression Russlands, gegen den Versuch, die Ukraine zu besetzen und zu unterjochen, verteidigen.

Und auch diesen Krieg spüren wir hier vor Ort. Weil hier viele Ukrainer*innen leben, die um Angehörige bangen. Weil sich viele Menschen vor dem Krieg auch zu uns geflüchtet haben. Und weil wir mit unserer Patenschaft für Browary auch direkte Kontakte in die Ukraine haben. Ich war im Sommer dabei, als uns eine Delegation aus Browary besucht hat. Und es war bedrückend, die Schilderungen zu hören, wie das Leben im Krieg ist, die permanente Angst, dass Bomben und Raketen einschlagen, dass das eigene Leben oder das von geliebten Menschen von jetzt auf gleich vorbei sein könnte.

Und wenn man solche Schilderungen kennt, und schon wenn man die Nachrichten über den Krieg verfolgt: Dann kann man es nur infam finden, wenn einige in Deutschland jetzt Ukrainer*innen das Bürgergeld streichen wollen – mit dem Argument, das fördere „Sozialtourismus“. Ernsthaft – „Sozialtourismus“? Nicht Bomben, Raketen, Zerstörung, Bedrohung als Fluchtgrund?

Nicht nur der Nahostkonflikt und der Krieg in der Ukraine, sondern viele Kriege und Krisen auf der ganzen Welt, genauso wie zunehmende Armut, ökonomische Verelendung und zunehmend auch die Folgen des Klimawandels sorgen dafür, dass sich mehr Menschen gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen. Und damit nimmt auch die Migration nach Europa, nimmt die Migration nach Deutschland zu – und natürlich erreicht auch das uns in Erlangen, und es fordert uns heraus.

Aber sind wir wirklich „überfordert“? Wir, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt? Wir, das Bundesland, dessen Ministerpräsident gerade angekündigt hat, dass wir zum Mond fliegen wollen? Wir, das High-Tech-Land?

Wer, wenn nicht unser Staat hat die Kraft, Flüchtlinge aufzunehmen, zu integrieren, zu einem Teil unserer Gesellschaft zu machen? Mit all unserem Wohlstand, unserer Erfahrung und ja, auch mit der Kraft unserer Werte von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und offener Gesellschaft.

Unser Erlangen ist eine Stadt, die es so, wie wir sie kennen überhaupt nur gibt durch die Aufnahme Geflüchteter. Und nein: Die Aufnahme der französischen Glaubensflüchtlinge im 17. Jahrhundert war nicht Friede-Freude-Eierkuchen. Da gab es Konflikte, Auseinandersetzungen, Unverständnis, warum man „denen“ eine neue Stadt baut. Es hat gedauert, bis Alteingesessene und Geflüchtete zu einer Gesellschaft zusammengewachsen sind. Aber am Ende ist eine Erfolgsgeschichte daraus geworden.

Und seitdem hat Migration immer wieder unsere Stadt vorangebracht – aber auch verändert: Der Zuzug der Siemensianer*innen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Arbeitskräftemigration der 1960er, als wir schon mal Arbeitskräftemangel hatten. Der Zuzug so vieler Menschen, die die letzten Jahre, Jahrzehnte an unsere Universität, zu unseren Unternehmen, den großen wie den kleinen, gekommen sind. Und die geblieben sind und die Vielfalt unserer Stadt prägen.

Die Erfahrung lehrt uns: Wir müssen vor Migration keine Angst haben, im Gegenteil: Sie bereichert uns, und sie sichert überhaupt erst die Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft.

Und klar: Migration fordert auch Integration, sie fordert, Menschen die Werte, die Erwartungen unserer Gesellschaft, die Grundlagen unseres Zusammenlebens zu vermitteln und einzufordern. Aber wir können, wir sollten da auf unsere Stärke vertrauen. Darauf, dass unsere Werte die Kraft haben, zu integrieren. Diese Werte haben die Macht gehabt, Monarchien zu stürzen, Diktaturen zu überwinden, Mauern zu Fall zu bringen. Diese Werte, und nicht nur unser Wohlstand, sind der Grund, warum wir für so viele Menschen der Ort sind, an den sie fliehen. Und deshalb können wir auch überzeugt sein, dass sie die Kraft haben, Menschen, die zu uns kommen, von sich, von diesen Werten zu überzeugen.

In unserer Stadt arbeiten dafür viele Menschen mit hohem Einsatz. Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung, Haupt- und Ehrenamtliche bei Hilfsorganisationen, viele engagierte bei EFIE und in Unterstützerkreisen, aber auch Lehrer*innen, Erzieher*innen, Ausbilder*innen in Betrieben und viele mehr. Ihnen allen herzlichen Dank. Dank Ihnen, dank Ihrem Engagement gelingt in Erlangen Integration.

Integration: Das ist Arbeit. Aber sie lohnt sich, und sie sichert unsere Zukunft. Denn um unseren Wohlstand, unseren ökonomischen Erfolg in die Zukunft zu führen: Dafür brauchen wir Menschen, die zu uns kommen – mehr, als es derzeit sind. Wir brauchen diese Menschen, um den Arbeitskräftemangel zu beheben, den wir zunehmend spüren – und das überall, bei Busfahrer*innen, Servicekräften, Pfleger*innen, Handwerker*innen und auch bei Ärzt*innen, Ingenieur*innen, Entwickler*innen. Ohne Zuwanderung steht es schlecht um unsere Zukunft.

Zukunft: Von der haben wir 2023 hier in Erlangen viel erlebt. Hier bei uns in Erlangen hat Siemens angekündigt, über eine Milliarde in Deutschland zu investieren, in die Zukunft der industriellen Produktion. Und die Hälfte davon, 500 Millionen Euro, die werden in Erlangen investiert werden. Forscher*innen an unserem Universitätsklinikum und Entwickler*innen bei Siemens Healthineers haben gemeinsam den deutschen Zukunftspreis gewonnen. Auch 2023 konnten wir wieder viele Spatenstiche für Forschungsgebäude unserer Universität und des Klinikums feiern, Richtfeste und Eröffnungen. Der Siemens-Campus wächst und gedeiht, der Ankauf von Flächen für noch mehr Forschungseinrichtungen in und um unsere FAU ist geschafft. Aus unserer FAU heraus und aus den Ideen vieler Menschen in Erlangen entstehen neue, innovative Unternehmen. Als vor einigen Wochen die Betriebrät*innen der Unternehmen unserer Stadt hier im Rathaus waren, da haben eigentlich alle von vollen Auftragsbüchern berichtet, von hervorragend laufenden Geschäften. Erlangen geht es gut wie nie.

Dieser Erfolg hat viele Eltern. Und zu denen gehören auch wir. Denn auch wir hier vor Ort machen diese Entwicklung mit unseren Entscheidungen möglich. Einige sind schon vor Jahren, teils Jahrzehnten gefallen: Die Entscheidung, der damaligen Siemens-Medizinsparte eine Entwicklung im Röthelheimpark zu ermöglichen und sie damit in unserer Stadt zu halten. Die Entscheidungen, Gründerzentren zu schaffen. Die Entscheidung, den Siemens-Campus zu ermöglichen. Und vieles mehr.

Auch 2023 haben wir Entscheidungen für die Zukunft unserer Stadt getroffen. Wir haben Bebauungspläne für den Siemens-Campus und die Universität beschlossen, die Weiterentwicklung des Universitätsklinikums ermöglicht.

Wir haben die Planungen für die Stadt-Umland-Bahn weit vorangebracht. Wir stehen kurz vor der finalen Entscheidung, dieses für unsere Stadt so essenzielle Projekt auch zu bauen, dem Verkehr in unserer Stadt ein leistungsfähiges, ökologisches Rückgrat zu geben.

Wir investieren kräftig in Bildung und damit in unsere Zukunft. Dieses Jahr haben den ersten Trakt der Weiterentwicklung unserer beruflichen Schulen eröffnet. Über 80 Millionen werden wir hier insgesamt investieren – dafür, dass wir in unserer Stadt die Arbeitskräfte ausbilden, die wir für die Zukunft unserer Stadt brauchen. Das sind eben nicht nur Akademiker*innen, sondern auch Industrietechniker*innen, Handwerker*innen, all diejenigen, die in den Berufsfeldern der dualen Ausbildung tätig sind.

Die Schulsanierungen laufen weiter, für das Programm „Zukunft Grundschulen und Ganztagsbetreuung“ war an der Rückertschule der erste Spatenstich, weitere Projekte sind in der Pipeline. Wir haben die Entwicklung der Mönauschule zur Stadtteilschule angestoßen – ein Schritt, der auch zeigt: Zukunft wird nicht nur an den Gymnasien, in der akademischen Bildung gemacht, sondern auch an unseren Realschulen und Mittelschulen. Gerade auch dort wird die Zukunft unserer Gesellschaft gestaltet – dass mit der Eichendorffschule eine unsere Mittelschulen den deutschen Schulpreis gewonnen hat, unterstreicht das.

Aber bei all dem Erfolg stehen wir natürlich auch in Erlangen vor Herausforderungen. Auch in unserer Stadt nehmen soziale Gegensätze zu, hat nicht zuletzt die hohe Inflation der letzten Monate dafür gesorgt, dass Menschen ärmer geworden sind. Bei der Tafel, beim Sozialtreff, bei vielen sozialen Einrichtungen sieht man: Mehr Menschen brauchen mehr Hilfe.

Deshalb ist es absurd, jetzt ausgerechnet bei dieser Bevölkerungsgruppe zu diskutieren, dass sie zu viel Geld hätte oder zu viel Geld künftig bekommen würde, wenn das Bürgergeld erhöht wird.

Ganz im Gegenteil. Wir müssen entschlossen gegen Armut agieren und dafür sorgen, dass alle Menschen in unserem Land, in unserer Stadt gut leben können.

Wir tun das mit den Möglichkeiten, die wir hier vor Ort haben. Wir haben mit dem Erlangen Pass ein Instrument, mit dem wir Armut nicht beseitigen, aber mehr Teilhabe ermöglichen können. Und wir haben uns in diesem Jahr entschieden, diesen Pass weiter auszubauen: Mit dem Sozialticket, mit dem die ErlangenPass-Inhaber*innen für 19 Euro im Monat deutschlandweit mobil sein können. Und mit der Entscheidung, den ErlangenPass zum ErlangenPass plus weiterzuentwickeln und damit mehr Menschen diese Teilhabe zu ermöglichen.

Wir investieren in unserer Stadt kräftig in den sozialen Zusammenhalt. Dieses Jahr konnten wir den Spatenstich feiern für das künftige Stadtteilhaus Büchenbach am Rudeltplatz – auch das schafft Teilhabe im Stadtteil. Wir haben das Konzept für ein queeres Zentrum beschlossen. Wir fördern Verein und Initiativen, die für sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt sorgen. Wir bauen KiTas, Spiel- und Lernstuben, die nicht nur Bildungs-, sondern auch Sozialeinrichtungen sind, Sporthallen, Freizeitanlagen und vieles mehr, wo Menschen zusammenkommen und damit Zusammenhalt entsteht.

Zusammenhalt, den schaffen aber vor allem viele Menschen, die sich in unserer Stadt engagieren. Die Angebote und Treffpunkte schaffen, in der Jugend- oder Seniorenarbeit aktiv sind, im Sport, in der Kultur, für Freizeitgestaltung, die die vielfältigen sozialen Angebote tragen, aktiv sind bei den Rettungsdiensten, bei der Feuerwehr und bei noch vielen anderen Organisationen.

Dieses Engagement, es ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Und noch viel mehr: Es ist auch die Basis unserer Demokratie. Denn Demokratie wächst überall dort, wo Menschen zusammenkommen, wo sie sich treffen, austauschen, miteinander sprechen. Auch im Sportverein oder bei der Feuerwehr, beim Roten Kreuz oder in Freizeit- und Kulturvereinen: Überall dort wird Demokratie geschaffen.

All diesen Menschen, und das sind unzählig viele in dieser Stadt, die sich engagieren: vielen Dank!

Herausfordern tut uns auch weiter der Kampf gegen den Klimanotstand. Wir haben begonnen mit der Umsetzung unseres Maßnahmenkatalogs zum Klimaaufbruch. Neue Radwege, die kostenlose City-Linie, die Erhöhung der Parkgebühren und die neue Stellplatzsatzung fördern die Verkehrswende. Wir haben die kommunale Wärmeplanung und die Dekarbonisierung unserer Wärmeversorgung angestoßen. Wir sanieren städtische Gebäude, und immer mehr Private investieren ebenfalls in Energieeinsparung und Klimaschutz. Und wir erleben auch, dass immer mehr Unternehmen danach streben, klimaneutral zu werden. Wir sorgen für mehr Grün in der Stadt, für die auch notwendige Klimaanpassung.

Wir wissen aber auch: All das wird nicht reichen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Es kann gar nicht reichen, wenn nicht auch Land, Bund und vor allem die Weltgemeinschaft endlich entschlossen handeln gegen den Klimanotstand. Uns hier vor Ort fehlen die Mittel, rechtlich wie finanziell, um so schnell voranzukommen, wie wir das möchten und wir das auch müssten.

Und wir sind auch weiter heraufgefordert, ausreichend Wohnungen für unsere wachsende Stadt zu schaffen. Wir haben bisher nicht die großen Einbrüche gesehen, die aus anderen Städten beim Wohnungsbau gemeldet werden. Aber auch bei uns wird es schwieriger, Wohnungen zu bauen und es wird schwieriger, bezahlbare Wohnungen zu bauen. Deshalb müssen wir weiter daran arbeiten, günstiges Wohnen, günstigen Wohnungsbau in unserer Stadt möglich zu machen. Auch das haben wir in diesem Jahr getan, zuletzt mit dem Schritt, die Wohnbebauung auf dem Siemens Campus anzugehen und gerade diese Woche mit Aufstellungs- und Billigungsbeschlüssen für Bebauungspläne, die mehr Wohnungen auch im Kern unserer Stadt schaffen.

Liebe Kolleg*innen, hinter uns liegt ein bewegtes, aber auch ein erfolgreiches Jahr. Ein Jahr, das uns gezeigt hat: Wir können in Erlangen den Herausforderungen der Zukunft optimistisch entgegensehen.

Daran haben wir dieses Jahr miteinander gearbeitet. Wir haben hier im Stadtrat miteinander diskutiert und gestritten, Lösungen gesucht und oft auch gefunden. Konstruktiv nach Gemeinsamem gesucht, aber wo notwendig auch Trennendes herausgearbeitet und Unterschiede deutlich gemacht. Das aber – fast – immer in einer Diskussionskultur, die geprägt war von der Suche nach einer Lösung und dem Respekt vor dem Argument des bzw. der anderen.

Ich möchte Ihnen, liebe Kolleg*innen, ganz herzlich dafür danken, dass und wie wir hier miteinander arbeiten. Dieser Dank geht auch an die Referent*innen und Amtsleiter*innen, die mit ihrer Zuarbeit, mit ihrer Expertise, mit ihren Vorlagen die Grundlage für unsere Entscheidungen legen. Danke an Frau Lotter, Frau Gügel und das ganze Team vom Bürgermeister- und Presseamt und speziell vom Sachgebiet Stadtratsangelegenheiten und an alle Mitarbeiter*innen, die als Sitzungsdienst oder in anderer Form unsere Sitzungen begleiten, vor- und nachbereiten – ohne Sie wäre unsere Arbeit zumindest viel schwieriger, wenn nicht gar unmöglich.

Und ich möchte Danke sagen auch all denjenigen, die in den Ortsbeiräten, Stadtteilbeiräten und auch in den weiteren Beiräten und Gremien der Stadt ihren Beitrag leisten für unsere demokratischen Entscheidungsprozesse. Die die Interessen ihres Stadtteils, ihrer Gruppe ermitteln, aufgreifen und hier in unsere Arbeit einspeisen. Und die es auch aushalten – und aushalten müssen –, dass wir diesen Wünschen nicht immer Folge leisten wollen oder können.

Und ausdrücklich auch ganz herzlichen Dank an unsere Mitarbeiter*innen bei der Stadt Erlangen. Sie arbeiten jeden Tag dafür, dass es Demokratie und sozialen Zusammenhalt gibt. An all den unterschiedlichen Stellen, an denen Sie aktiv sind, schaffen Sie Vertrauen in unser Gemeinwesen; schaffen Sie die notwendigen Strukturen, damit Menschen gut leben und gut zusammenleben können.

Das ist nicht selbstverständlich. Und der Einsatz unserer Mitarbeiter*innen geht ganz oft über das hinaus, was man formal in einen Arbeitsvertrag als Erwartung an Arbeitsleistung schreiben kann. Wir können alle zutiefst dankbar sein, dass wir diese Mitarbeiter*innen in unserer Stadt haben und dass wir mit Ihnen Zukunft gestalten können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, hinter uns liegt ein bewegtes Jahr, ein Jahr, das uns herausgefordert hat. Ein Jahr, dass uns aber auch an ganz vielen Stellen gezeigt hat, dass und wie wir Zukunft gestalten können. Dass uns in Erlangen nicht bange sein muss, sondern ganz im Gegenteil: Dass wir mit allem Optimismus in die Zukunft unserer Stadt blicken können.

So ein Jahr strengt aber auch an mit all den Entscheidungen, die auszuhandeln und zu treffen sind, mit all den Aktionen, Veranstaltungen, Gesprächen mit Bürger*innen und allem anderen, was zu unserer Arbeit gehört.

Deshalb wünsche ich Ihnen und uns, dass wir über die Tage, die jetzt vor uns liegen, zur Ruhe kommen. Dass wir Zeit finden mit unserer Familie, mit Freund*innen, mit den Menschen, die uns wichtig sind, zusammenzukommen. Und dass wir vielleicht auch die Zeit finden, um, wie es Astrid Lindgren mal formuliert hat, einfach nur da zu sitzen und vor sich hinzuschauen.

Und wenn Ihnen das nicht gelingt? Wenn die Feiertag, die Feste, die wir feiert, Familie, Freund*innen, wenn uns das nicht zur Ruhe kommen lässt? Dann wissen wir ja auch: Wenn die stille Zeit vorbei ist, dann wird es auch wieder ruhiger. Allerdings kannte Karl Valentin da wohl unseren Haushaltskalender nicht.

Aber gleichwohl: Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Zeit zur Erholung finden, zur Regeneration. Und dass wir uns im nächsten Jahr dann alle wieder hier miteinander treffen, um uns den Herausforderungen zu stellen, die 2024 für uns bereithalten wird. Das werden auch wieder viele sein und vieles, mit dem wir heute noch gar nicht rechnen.

Aber wir können optimistisch in dieses Jahr 2024 gehen, gerade hier in Erlangen. Wir sind gerüstet für die Zukunft, wir können aufbauen auf einem für Erlangen herausragenden Jahr 2023

Ich wünsche mir, dass es für die Welt ein friedlicheres Jahr wird, als es 2023 war. Dass es uns hier in Erlangen wieder gelingt, demokratisch wieder zu streiten und daraus die Ideen zu entwickeln und die Entscheidungen zu treffen, die unsere Gesellschaft und unsere Stadt weiter voranbringen, die unseren Erfolg in die Zukunft fortschreiben.

Ich wünsche Ihnen allen eine schöne Zeit, ein gutes Jahr 2024 und ich freue mich, sie im nächsten Jahr alle wiederzusehen.

Vielen Dank.